Vor über 150 Jahren, genauer gesagt im Jahre 1856, begann ein Netzwerk aus Bürgerinnen und Bürgern in ganz Österreich Papierbögen auszufüllen und an die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zu schicken. Darauf vermerkt waren ihre Beobachtungen der Pflanzen- und Tierwelt im Verlauf der Jahreszeiten. Wann blühten die ersten Schneeglöckchen? Wann reiften Marillen heran? Die Daten wurden dann in Jahrbüchern publiziert.
Heutzutage findet Citizen Science nicht nur z.B. in Forschungseinrichtungen und Museen statt, sondern hat auch bereits Einzug in viele Schulen gefunden.
Wenn Citizen Science in Schulen kommt
Rund 35 Mio. Euro Budget und über 100.000 Schülerinnen und Schüler mit direktem Einblick in Forschungsprozesse – so lässt sich das Forschungsförderprogramm Sparkling Science in aller Kürze beschreiben. 2007 beschloss das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) dieses europaweit immer noch einzigartige Citizen-Science-Programm ins Leben zu rufen. Ziel war neben der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung vor allem der Abbau von Barrieren zwischen der Wissenschaft und Schule.
- Im Laufe von zwölf Jahren wurden fast 300 Forschungsprojekte, in denen Schülerinnen und Schüler mit Forschenden Seite an Seite an der Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen arbeiteten, gefördert.
- Insgesamt waren 200 Forschungseinrichtungen, 535 Schulen und 185 Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft beteiligt.
Aufgrund des großen Erfolges legte das BMBWF 2021 das Förderprogramm Sparkling Science unter dem Titel Sparkling Science 2.0 neu auf. Neben Schulklassen werden in den derzeitigen Citizen-Science-Projekten jetzt auch weitere interessierte Bürgerinnen und Bürger einbezogen.
Das OeAD-Zentrum für Citizen Science
Um den Dialog mit der Gesellschaft weiter zu vertiefen, setzte das Wissenschaftsministerium 2015 ein weiteres starkes Zeichen in Österreich: Die Etablierung des OeAD-Zentrums für Citizen Science als Informations-, Beratungs- und Servicestelle für Citizen Science. Eine der ersten vom Zentrum gemeinsam mit dem BMBWF und FWF umgesetzten Projekte war die Förderinitiative Top Citizen Science. Insgesamt erhielten von 2015 bis 2017 31 laufende Sparkling-Science- und FWF-Projekte eine Förderung für ein Citizen-Science-Erweiterungsprojekt. Nach drei gemeinsamen Ausschreibungen setzt der FWF seither die Initiative fort.
Der Aufschwung von Citizen Science in Österreich
Neben BMBWF, OeAD und FWF gibt es eine Reihe von Forschungseinrichtungen und Museen, die sich im Citizen-Science-Bereich engagieren.
Die Universität für Bodenkultur Wien koordiniert seit 2017 das österreichweite Citizen Science Network Austria mit der dazugehörigen Plattform Österreich forscht, die bereits 2014 eingerichtet wurde. Dort finden Interessierte viele Citizen-Science-Projekte aus Österreich. Im Netzwerk gibt es zahlreiche Arbeitsgruppen (AGs) zu unterschiedlichen Themen wie Open Science, Recht und Biodiveristät. Auch das OeAD-Zentrum für Citizen Science ist Mitglied und koordiniert die AG „Citizen Science an/mit Schulen“.
Darüber hinaus verfügen die Universitäten Salzburg, Wien und Innsbruck sowie das Naturhistorische Museum in Wien und das Museum inatura in Dornbirn über eigene Citizen-Science-Bereiche.
2017 begann das OeAD-Zentrum für Citizen Science mit der Etablierung eines Netzwerks von Citizen-Science- und Young-Science-Kontaktpersonen an österreichischen Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Diese dienen als Ansprechpersonen innerhalb und außerhalb der Institution. Ihre Erfahrungen tauschen sie im Rahmen von Netzwerktreffen, die vom OeAD organisiert werden, aus. Seit 2023 findet eine Fortbildungsreihe für die Kontaktpersonen statt.